Schloss Freudenau im Abstallerfeld

Schloss Freudenau im Jahr 1678 von Topographen Georg Matthäus Vischer gezeichnet

Schloss Freudenau, 1825, Lithografie von J. F. Kaiser

Schloss Freudenau heute als Ruine

Schloss Freudenau, slowenisch Meinlov grad, oder auch Herrenhaus/ Dvorec Freudenau, steht im einst deutschsprachigem Ort Schirmdorf, heute genannt Črnci, im Abstaller Feld/Apaško polje. Das heutige Barock Gebäude, hatte im Laufe der Geschichte mehrere Namen und Besitzer. Das nach vielen Umbauten noch heute bestehendes Schloss, besser Herrenhaus, wurde zu Beginn des 17 Jahrhundert erbaut. Um 1900 kaufte Julius Meinl das Anwesen. Er brachte fortschrittliche Methoden in den Gutsbetrieb und mechanisierte die Landwirtschaft. Dadurch ist das Schloss heute mehr als Meinl Schloss bekannt und nicht als Schloss Freudenau, was der richtige Name ist.

Der Ort, wo das Schloss steht wurde erstmals in einer Urkunde vom 30. März 1124 erwähnt. Aus der Urkunde geht hervor, dass Bernhard von Spanheim bestätigte, dass er vor einiger Zeit „ stabularium curtim Scirmdorf „ dem Kloster von St. Pauli geschenkt hatte. In den Jahren 1265-1267 wurde Schirmdorf als Schützenhaus erwähnt. An der Stelle der heutigen Burg soll Mitte des 13. Jahrhunderts ein Schützenhaus gestanden haben, das der Verteidigung gegen Eindringlinge (Awaren-Ungaren) aus dem Osten diente. Der Name des Ortes Schirmdorf soll also nicht von Regenschirm kommen, sondern von einem Schirm, als Schutz, Militärschild, Sicherheit durch das Schützenhaus.    

Aus den bisher vorliegenden Daten lässt sich ableiten, dass das Herrenhaus an dieser Stelle schon vor 1615 erbaut wurde, weil im diesem Jahr Erzherzog Ferdinand dem „Sitz“ des Schützenhauses einen Waffenstillstand gewährte.

Izabella von Trauttmansdorff verkaufte im Jahr 1635 das Herrenhaus an Graf Ludvik Schwarzenberg. Nach sieben Jahren, im Jahr 1642, war sein Besitzer Georg Bartholomäus Freiherr Zwickl, Graf Khissl (1598-1656), und dann seine Erben. Es handelte sich damals offensichtlich um ein Renaissanceschloss, wie Vischer 1678 auf seiner Landkarte der Steiermark skizzierte.

Das heutige Barockgebäude, das – mit allen späteren Stilelementen – noch heute steht, stammt aus dem 17. Jahrhundert. Der zweiteilige französische Park ist heute leider sehr schlecht erhalten, ebenso wie die Reste einer Kapelle im nördlichen Teil des Anwesens. Das Schloss Freudenau hat mit der Zeit viele Besitzer gewechselt. Im Oktober 1909 wurde alleiniger und ausschließlicher Besitzer der berühmte Wiener Kaffeegroßhändler Julius Meinl II. (* 18. Jänner 1869 in Wien; † 16. Mai 1944). Zum Schloss Freudenau gehörte auch Gut Freisburg mit 236 Hektar Bauerland.

Im Jahr 1913 war Julius Meinl der größte „Caffè Röster“ in Österreich-Ungarischen Monarchie und der größte Importeur von Kaffee und Tee. Er beliefert ein Gebiet von 60 Millionen Menschen mit 36 Kaffeehäusern allein im ehemaligen Jugoslawien. Um diese Zeit kaufte er zunächst eine Mühle in Donnersdorf, heute Österreich, und bald darauf im Jahr 1909 ein weiteres Anwesen Schloss Freudenau, im Ort Schirmdorf (heute Črnci) und viel Bauerland. Zu Meinls Zeiten erstreckte sich hinter dem Herrenhaus ein französischer Garten.

Julius Meinl ermöglichte vielen Einheimischen bessere Zukunft. Dank ihm bekamen diese Orte auch sehr früh Strom. Das Gebiet Abstallerfeld war damals nur mit Deutschen besiedelt. Nach dem Ersten Weltkrieg, mit dem dieser Teil dem Königreich SHS angegliedert wurde, war Meinl der Einzige, der der deutschen Minderheit, mit Arbeit bei Ihm, ermöglicht hat zu überleben.

Die Einheimischen liebten Meinl, weil er trotz Caffè Geschäfte sein Anwesen sehr sorgfältig geführt hat. Er war sehr fortgeschritten, er hatte die Felder bereits mit einem Traktor bearbeitet“, fasst Dušan Ščap die Erinnerungen zusammen. Dass Meinl bei Leuten auch in jugoslawischen Sozialismus gut geschrieben blieb, zeigt vielleicht auch die Tatsache, dass das barocke Gebäude mitten im Dorf immer noch als "Schloss Meinl" genannt wird (obwohl es eigentlich Herrenhaus Freudenau heißt ). Viele Einwohner des Tals waren auf seinem Gut beschäftigt, einige von ihnen bekamen dort laut Ščap auch eine Art Sozialwohnung, auf seine Initiative hin wurde in einem nahen gelegenen Hause ein Kindergarten eingerichtet …

Schon im Jahr 1941 wurde das Herrenhaus, Schloss Friedenau, von den Deutschen besetzt. Seine Frau war jüdischer Abstammung, deshalb zogen sie sich vor der Besetzung zunächst nach Marburg, dann nach Österreich zurück.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde gesamter Besitz von Familie Mainl am 22. Oktober 1945 erneut beschlagnahmt und nationalisiert und aus dem Anwesen wurde ein landwirtschaftliches sozialistisches Kombinat. Das Herrenhaus Freudenau oder Schloss Meinl, wie es die Einheimischen nennen, wurde von Kombinat in Kantine im Erdgeschoss umgewandelt, und oben waren Büros und Wohnungen für Arbeiter eingerichtet.

Nach dem Konkurs von Landwirtschaftskombinat im Jahr 2000 wurde Herrenhaus Freudenau/Schlos Meinl versteigert und der neue Besitzer wurde Štefan Ščančar aus Skakovci. Aber er musste einige Jahre auf das Ende des Denationalisierungsprozesses warten, weil die Meinl Erben das Schloss wieder zurückwollten. Richtige Besitzer von Schloss Freudenau wurde Štefan Ščančar aber erst 2016, als die Erben des ehemaligen Wiener Kaffeemoguls Julius Meinl nach fast 25 Jahren der Prozess der Denationalisierung verloren haben. Das Kulturministerium lehnte nämlich den Antrag der Meinl Erben endgültig ab.

Das Herrenhaus Freudenau befindet sich also wieder in Privatbesitz. Der neue Besitzer Štefan Ščančar zahlte für das Schloss umgerechnet 83.000 Euro. Zum Zeitpunkt des Kaufs hatte er Pläne, es in eine medizinische Einrichtung oder ein Altersheim umzuwandeln, aber seit einigen Jahren hat er keine Investitionsabsichten mehr und führt nur die nötigsten Instandhaltungsarbeiten durch. Das Schloss zerfällt jetzt auch in privaten Händen weiter.

Schloss zu verkaufen

Der Preis für das Schloss mit 1550,70 Quadratmetern Nettofläche, 250 Quadratmetern Nebengebäuden und dem dazugehörigen Grundstück von 2782 Quadratmetern beträgt 220.000 Euro. In die Restaurierungsarbeiten sollte nach Experten noch das Zehnfache investiert werden, also gut zwei Millionen Euro.

 Ein Renovierungsplan ist schon vorbereitet.

Wen das Schloss wieder in den Händen von „Dynastie Mainl“ wäre, würde Schloss schon renoviert und eine sehr interessante Touristische Attraktion der Gemeinde Abstall/Apače sein.

Eine besondere Attraktion des Schlosses ist ein römisches Rundrelief aus dem 2. Jahrhundert, das in den Eingang des Herrenhauses eingebaut ist und einen Ehepaar darstellt.

Im Jahr 1924 ließ Meinl sich von Joseph Binder das Mainl Caffè Logo entwerfen. Das bekannte Mohrenkopf – ein dunkelhäutiger Kinderkopf mit hohem rotem Fez auf gelbem Grund. Das Logo wurde vor kurzem wegen Diskriminierung- Rassismus von Schwarzen verändert und es blieb nur noch türkische Fez Das alte Logo soll aus dem slowenischen Namen Schirmdorf -Črnci kommen Das slowenische Name Črnci (übersetzt Neger), auch Černce genannt, soll aus dem Ungarischen Wort CHEMECZ kommen.

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Redakteur: Jan Schaller
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