Familie Franz

Ludwighof

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Villa Franz in Melling

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Theresien Hof 1913

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Theresien Hof 1913-1945-2020

Nach 75 Jahren kam im vorigen Jahr 2020 das Gebäude Theresien Hof, am Hauptplatz 1 in Marburg an der Drau wieder zurück in den Besitz der Familie Franz, die das Gebäude auch gebaut hat. Nach 27 Jahren gerichtlicher und politischer Auseinandersetzungen, ob das im Jahr 1945 von den Kommunisten nationalisierte Gebäude wieder den alten Besitzern Familie Franz zurückgegeben werden sollte, hat der Enkel der Familie Franz, Dr. Rüdiger Thalmann, die Rückgabe leider nicht mehr erlebt. Er ist im Jahr 2018 im 89. Jahr gestorben. Erbin des Theresien Hofes ist jetzt seine Witwe Dr. Isolde Thalmann.

Auf der Südseite des Marburger Hauptplatzes, kurz vor dem Eingang zur Brücke, wurde im Jahr 1913 ein neues hochwertiges Jugendstilgebäude „Theresien Hof“ genannt, errichtet, in dem sich das „Große Café „ein Treffpunkt der Marburger Bürger, befand. Dieses Gebäude mit Café in zwei Etagen und mit 10 Wohnungen in weiteren drei Etagen, wurde am 6. September 1913 festlich eröffnet. Dies erfolgte zwei Wochen nach Eröffnungsfeier der neuen Hauptbrücke am 23. August 1913, die damals als Symbol des Deutschtums galt. Das der „Theresien Hof „ auf dem Hauptplatz neben der neuen Brücke errichtet wurde, hatte auch Bedeutung als Gegengewicht zum slowenischen Gebäude „Narodni-Dom“ welches 1897-1898 in der Nähe errichtet worden war.

Den „Theresien Hof“ haben die Brüder Josef und Rudolf Franz erbaut und nach ihrer Mutter, die im Jahr 1907gestorben ist, benannt. Mit der Eröffnung der neuen Brücke und des „Theresien Hofes“ wurde der Hauptplatz zum neuen Zentrum der Stadt Marburg. Am westlichen Ende des Hauptplatzes stand schon der „Ludwigshof“, ein dreistöckiges Geschäftshaus, das 1904 erbaut worden war, und auch zum Besitz der Familie Franz gehörte. Eigentümerin war Mutter Theresa Franz, die Witwe des berühmten Marburger Industriellen Ludwig Franz, der im gleichen Jahr, 1904, verstarb. Daher wurde das Geschäftshaus nach ihm „Ludwigshof“ genannt

Ludwig Franz kam in der 80er Jahren des 19.Jahrhunderts aus Leibnitz nach Marburg und wurde einer der bekanntesten Industriellen in der Stadt, auch wegen seiner Tätigkeit in zahlreichen deutschen Vereinen wie z. b. bei der „Schlaraffia“.

„Schlaraffia“. Im Jahr 1883 kaufte Ludwig Franz, damals schon Besitzer einer Dampfmühle in Leibnitz, auch die bankrotierte Dampfmühle Styria hinter dem Marburger Bahnhof im Melling/Melje, und modernisierte sie. Schon1896 gründete er auch eine Teigwarenfabrik. Neben der Dampfmühle in Mellingerrichtete er Büroräume und für seine Familie baute er die „Villa Franz“. Diese wurde im modernen Neorenaissance-Stil am südlichen Rand des Fabrikkomplexes zwischen 1889 und 1891 errichtet.

Der „Theresien Hof „am Hauptplatz in Marburg war aber nicht unter guten Sternen geboren. Schon ein Jahr nach der Eröffnung begann der Erste Weltkrieg, Im Januar 1919 war dann auch klar, dass Marburg nicht mehr Deutsch bleiben wird. Slowenisch wurde zur Amtssprache und Deutsch wurde nur noch privat gesprochen. Die Familie Franz blieb dennoch im neuen SHS-Staat in Marburg, jetzt slowenisch Maribor, denn die Geschäfte mit Mühle und Teigwaren liefen ausgezeichnet. Das Caffè Theresien Hof wurde ins slowenische „Velika kavarna „ (Großes Café) umbenannt.

Im Jahr 1921 kam auf die Familie Franz schon die nächste Katastrophe hinzu, die Mühle in Melling wurde durch Feuer völlig zerstört. Nach schneller Renovierung konnte die Familie Franz, jetzt unter dem Sohn Dr. Rudolf Franz, ihre Geschäfte mit neuen Teigwarenfabriken in Neusatz/ Novi Sad (1932) und in Agram/Zagreb (1938) erweitern. Im Jahr 1938, als auch Dr. Rudolf Franz starb, erbten seine zwei Töchter, Ingeborg/Inge Franz und Gerhilde Franz, verheiratet Blanke das gesamte Vermögen. Die dritte Tochter Ilze Franz, verheiratet Thalmann, wurde ausbezahlt und bekam den „Theresien Hof“. Dabei ist interessant, das mit dr. Walter Thalmann zuerst die ältere Tochter Inge verheiratet war, mit ihm auch eine Tochter Helga, hatte, geboren 1922. Die Ehe aber im Jahr 1925 in Brüche ging. Im Jahr 1929 hat jüngere Tochter Ilze Franz, nun ihrerseits verheiratet mit Dr. Walter Thalmann, den Sohn Rudiger geboren. Dr. Walter Thalmann, war der Sohn von Dr. Karl Thalmann, Chefarzt der Chirurgie des Marburger Krankenhaus in den Jahren 1892-1917. Dr. Walter Thalmann, Spezialist für Otorhinolaryngologie (Arzt für Hals-Nasen-Ohren), war im Drittem Reich in Marburg auch ein Jahr Direktor des Krankenhauses. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen Franz und das gesamte Eigentum der Familie beschlagnahmt und nationalisiert, der gesamten Familie wurden alle Dokumente weggenommen, auch das Wahlrecht.

Von der Familie Franz, Ingeborg-Inge Franz, Ilze Thalmann und Gerhilde Blanke ist so in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg jede Spur verloren gegangen. Geblieben ist nur die Gruft am alten Friedhof, wo dr. Rudolf Franz (1869-1938) und Otto Blanke (1922-1943), wahrscheinlich der im Krieg im Lohojsk gefallene Sohn von Gerhilde Franz, verheiratet Blanke, begraben sind.

Mit dem neuen selbstendigen Staat Slowenien kämmen aber auch einige unangenehme alte Geschichten wieder ans Tageslicht, wie eben jenes beschlagnahmte Eigentum, das nach dem Kriegsende nationalisiert und verstaatlicht worden war. Und mit dem Gesetz über die Renationalisierung von 20.11.1991 wurden bei langjährigen Prozessen wieder Wunden aufgerissen, für einige nach all diesen Jahren noch schmerzhafter als zuvor. Von insgesamt 39.711 eingereichten Anträgen ehemaligen Eigentümer, die eine Korrektur der zu Unrecht erfolgten Nationalisierung und die Rückgabe des Eigentums in natura beantragten, waren Ende 2020 noch immer 192 Anträge nicht abgeschlossen.

Die überlebenden Verwandten der Familie Franz haben im Jahr 1993 den Denationalisierungs Prozesses für den Theresien Hof/Velika kavarna begonnen. In 27 Jahren war dieser Prozess 4 x bei Verfassungsgericht, 8 x beim Obersten Gerichtshof, 15 x beim Verwaltungsgericht und 13 x bei den Ministerien, als 2. Instanz, immer mit der Gleichen Klage beendet.

In der Zwischenzeit kam es aber auch zu einer Trendwende, als das Kulturministerium im Sommer 2018 in diesem Prozess nach 25 Jahren beschloss, dass das Gebäude „Theresien Hof“ am Hauptplatz kein geschütztes Kulturdenkmal mehr sei, und daher das Anwesen den Uhreigentümern, den Erben von Dr. Rudolf Franz in Natura zurückgegeben werden muss.

Im Jahr 1938 war der “ Theresien Hof“ als Erbschaft an Tochter Ilze Franz, verheiratet Thalmann überschrieben worden. Erbe war also Dr. Rüdiger Thalmann, Sohn von Rudolfs Tochter Ilze, die mit dem Arzt Dr. Walter Thalmann verheiratet war. Dr. Rüdiger Thalmann ist aber leider im Jahr 2018 im 89. Jahr gestorben.

Die Erbin des „Theresien Hofes“ ist jetzt also seine Witwe Dr. Isolde Thalmann, die im Washington, USA lebt. Sie ist Professorin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde an der Washington University School of Medicine.

Jan Schaller

Villa Franz

Ludwig Franz kam in der 80er Jahren des 19. Jahrhumderts aus Leibnitz nach Marburg und wurde einer der bekanntesten Industriellen in der Stadt, auch wegen seiner Tätigkeit in zahlreichen deutschen Vereinen wie z.b. bei der- Schlaraffia.

In den Jahren 1874-1876 gründete der Schlossherr in Melje/Melling Alois von Kriehuber, hinter dem Melling Bahnhof die Dampfmühle Styria. Nach dem Bankrott 1883 erkaufte Ludwig Franz die Mühl, damals schon Besitzer einer Dampfmühle in Leibnitz. Und modernisierte sie. 1896 gründete er auch eine Teigwarenfabrik. Zunächst war Franz Alleinbesitzer, mit Eintritt von neuem Gesellschafter nannte sich die Firma in Ludvik Franz & Söhne um.

Die Mühle und der Teigwarenverkauf liefen ausgezeichnet, doch im Jahr 1921 wurde die Firma durch Feuer völlig zerstört. Nach Wiederherstellung des Betriebs erweiterte man den Markt und eröffnete Teigwarenfabriken auch in Novi Sad (1932) und Zagreb (1938). Im Jahr 1938 erbten das Unternehmen Inge Franz und Gerlinde Blanke.

Nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 wurde das Unternehmen nationalisiert und in Mlin in testenine Maribor und in den 60er Jahren in Lebensmittelkombinat Intes Maribor umbenannt.

Die Erinnerung an den Unternehmer Franz und seine Familie ist bis heute durch die sog. Franzova vila in Melje/Melling erhalten geblieben, teilweise aber auch in Gebäude des ehemaligen Großen Cafés und im Geschäfts- und Wohnhause an der Adresse Poštna ulica 1, in dessen Bau er sein Kapital investiert hatte.

Villa Franz in Melling wurde im modernen Neorenaissance-Style erbaut

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