Für die nicht wissenden muss ich erklären, dass das Buch eigentlich dem Gedenken an die deutschen Familien gewidmet ist, die nach dem Krieg deportiert wurden. Es ist in der deutschen Sprache verfasst, und da es 534 Seiten umfasst, ist nur der einleitende Teil und die Zusammenfassungen der einzelnen Familien zweisprachig. Wegen der Sprachbarriere war der Buchautor vor dem Beginn der Präsentation im Altstadthotel Mitra etwas nervös. Wie viele Leute werden doch kommen; wie viele der heutigen Einwohner von Pettnau interessieren sich überhaupt für die Vor- und Zwischenkriegsgeschichte, – die Geschichte der vertriebenen, einst wichtigsten Familien der Stadt Pettau.
Die Überraschung – schon vor Beginn der Buchpräsentation mussten Besucher im Stehen zuhören, weil alle Stühle besetzt waren. Zu Beginn gab der einheimische Franc Mlakar eine kurze Einführung in die Zeiten, als sowohl Slowenen als auch Deutsche in der Stadt zusammenlebten und wie er als neuer Besitzer des Hotels 1991 versuchte, ausländische Gäste anzulocken, in dem er Schriftsteller Bogdan Novak ermutigte einen Roman über die Einheimischen zu schreiben. So entstand das Buch “Die Reben sterben im Stehen”, in dem die früheren Besitzer des Hotels, die Familie Osterberg, beschrieben wurde.
Der Autor des Buches „Familiengeschichten aus Pettau“, Dr. Ehrenfried Machalka, erklärte in seiner Einleitung, dass er, als er das Buch konzipierte, nicht wirklich wusste, worauf er sich einlässt; er war fast verloren in dem Berg von Dokumenten und Beschreibungen der Nachkommen der einzelnen Familien, die einst in Pettau lebten. “Hier ist das erste Buch mit 534 Seiten, in dem 27 Familien aus dem Gebiet von Pettau vorgestellt werden.
Ein zweites Buch ist jedoch bereits in Vorbereitung, es fehlte uns die Zeit, um alle Familien gleichzeitig vorzustellen. “Mit diesem Buch wollen wir unseren Nachkommen zeigen, wo wir in der Untersteiermark gelebt und gearbeitet haben, wo wir die meiste Zeit in Harmonie zwischen der Mehrheit der Slowenen und den überwiegend wohlhabenden Deutschen gelebt haben. Beschrieben ist der Alltag der Familien, das Brauchtum, Eheschließungen zwischen den Familien, die Höhen und Tiefen einzelner Mitglieder. Ein besonderes Platz in dem Buch, ist dem langjährige Bürgermeister von Pettau während der letzten Jahrzehnte der österreichisch-ungarischen Monarchie Josef Ornig, gewidmet”
Eine zweite Überraschung des Abends war der ehemalige Graf Herberstein, Graf von Schloss Oberpettau. Heute ein Herr von 98 Jahren, hielt einen kurzen Vortrag über sein bewegtes Leben. Obwohl seine Familie das Schloss enteignet wurde, kehrt er auch noch heute gerne in sein ehemaliges Zuhause zurück. Einige seiner Gedanken:
“Meine Eltern, die sich im Frühjahr 1945 im Schloss in Pettau aufhielten, fühlten sich hier trotz des Krieges einiegemasen sicher und glaubten, dass sie keine Probleme haben werden, weil sie ja keine Anhänger Hitlers waren… …In meiner Jugenderinnerungen war das Leben in Pettau auf dem Schloss wunderschön, mit diesem herrlichen Blick vom Schloss über das Drautal. Einfach war das Leben in diesem großräumigen Schloss nicht. Allein schon wegen der vielen Stufen, dem steilen Weg in die Stadt hinunter und wieder hinaf. Ganz bis in den Schlosshof konnte mann ja nicht fahren, also musste alles heraufgetragen werden. … Obwohl se mir jetzt im fortgeschrietenen Alter nicht leicht fällt, den ziemlich steilen Weg zum Schloss zu bewältigen, bringt mich meine Liebe zur Heimat fast jedes Jahr zurück nach Pettau/Ptuj und ich freue mich, in welch wunderbarem Zustand dieses schöne Schloss erhalten und gepflegt wird. Ich würde mich freuen, es noch einige Jahre besuchen zu dürfen. “
Dr. Dejan Zadravec, der im Historischen Archiv in Ptuj/Pettau arbeitet, hat einen Text bereit gestellt, in dem er die Familie Winkler beschriebt, die in Pettau vor allem durch ihr Fotostudio und an die vielen erhaltenen alten Fotos erinnern.
Der Höhepunkt des Überrraschungsabends krönte die Übergabe eines anderen Buches “Die Reben sterben im Stehen”, an Dr. Machalka in dem auch seine Familie beschrieben wird.
Nach dem offiziellen Teil, der einmallänger als geplant dauerte – fast drei Stunden – blieben viele Einheimische bis spät in die Nachtstunden im persönlichen Gespräch mit dem Autor des Buches, Dr. Machalka. Und so wird auch der zweite Teil des Buches mit enthülten Geschichten aus dem früheren Zeiten in Pettau nicht weniger Seiten haben.
Jan Schaller