Volkszählung 2022 in Ungarn

In Ungarn lebten Ende 2022 rund 9,6 Millionen Einwohner, darunter 480.000 Mitglieder von Minderheiten und 218.000 Ausländer.

        Seit der letzten Volkszählung im Jahr 2011 sank in 10 Jahren die Bevölkerungszahl um 335.000 Personen, gegenüber dem Rekordstand von 1980 gingen dem Land mehr als ein Million Menschen verloren. Die Zahl der Ausländer, die sich in Ungarn angesiedelt haben, nahm seit 2011 um mehr als die Hälfte auf 218.000 Personen zu.

     Die Alterspyramide verschiebt sich systematisch nach oben, mittlerweile gibt es 42 % mehr Rentner als Kinder unter 15 Jahren. Mehr Frauen und Männer als 2011 sind heute zwischen 45 und 55 bzw. zwischen 65 und 80 Jahre alt. Die Volkszählung brachte aber auch kuriose Zahlen an den Tag, wonach mehr als 50 Burschen und über 300 Mädchen unter 18 Jahren verheiratet waren, und von denen jeweils 8  Burschen und Menschen schon wieder geschieden sind. Knapp drei Viertel der ungarischen Frauen bringen Kinder zur Welt, die meisten Frauen (35 %) erziehen zwei Kinder, 23 % einen Kind und 15% Mütter haben drei oder mehr Kinder.

   Die Frage nach der Konfession beantworteten 60 % der Befragten, unter denen sich die Hälfte als Katholiken zuordneten, 27 % gabes an, keiner Religion zu folgen und 17 % gehörten  zur reformierten Kirche (Protestanten).

     Ebenfalls freiwillig gaben 86 % eine Antwort hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit /Volksgruppe. Die größte Volksgruppe in Ungarn sind nach Volkszählung von 2022 die Roma, 210.000=2,2 %, die zweitgrößte Volksgruppe sind Deutschen (143.000=1,5 %), jeweils 20-30.000 Angehörige zählen zu den  Nationalitäten der Slowaken, Rumänen, Ukraine und Kroaten.

   Unter den Fremdsprachen hat sich Englisch seit 2011 klar abgesetzt, das heute von 2,4 Millionen Menschen in Ungarn gesprochen wird. Deutsch, an zweiter Stelle, wird von 1,2 Millionen Menschen gesprochen. Es folgt Russisch -vermutlich auch wegen des Zuzugs aus der Ukraine. Der Zuwachs aus Ukraine verdreifachte sich in letzten 10 Jahren auf 36.000 Personen. (aus BZ-DAS MAGAZIN DER BUDAPESTER ZEITUNG, Nr. 18/2023)

MINDERHEITEN IN UNGARN

     Im Jahr 1993 verabschiedete das ungarische Parlament ein Gesetz zum Schutz nationaler und ethnischer Minderheiten. Mit dem Gesetz wurden in Gemeinden Minderheiten-Selbstverwaltungen der einzelnen Volksgruppen gebildet. Die Wahlen zu dieser Selbstverwaltung finden gleichzeitig mit den Lokalwahlen statt. Die Aufgaben dieser Organe sind v. a. kultureller Natur, wie das Betreiben von Medien, Bereitstellen von Bildungsangeboten, Erhalt der Tradition, Ausschreibungen und Stipendien.

    Es gibt auch eine Minderheiten-Selbstverwaltung auf nationaler Ebene. Weitere Aufgabengebiete betreffen Theater, Museen, Bibliotheken und Verlage. Ebenso werden Institute für Kunst und Wissenschaft sowie Einrichtungen im Bereich von Mittel- und Hochschulen betrieben. Auch juristische Dienste können angeboten werden. Das wichtigste Recht der Selbstverwaltungen ist die rechtliche Mitsprache bei der Gesetzgebung in Bildungsangelegenheiten und beim Denkmalschutz. Lehnt das nationale Minderheitenorgan ein Gesetz ab, so wird es erneut dem Parlament vorgelegt.

    Von den knapp 10 Millionen Einwohnern Ungarns sind mindestens 84 Prozent ethnische Ungarn. Insgesamt gibt es 13 staatlich anerkannte Minderheiten im Land: Armenier, Bulgaren, Griechen, Deutsche, Kroaten, Polen, Slowaken, Slowenen, Serben, Roma, Rumänen, Ruthenen, und Ukrainer.

   Ukrainer, Polen, Griechen, Bulgaren, Russinen und Armenier wurden in Ungarn erst 1991 als Minderheiten anerkannt, so wurden diese in früheren Volkszählungen auch nicht statistisch erfasst.

   Alle 13 Minderheiten in Ungarn haben laut Gesetz individuelle und kollektive Rechte. Für deren Einhaltung gibt es seit 2014 eine Vertretung aller 13 Minderheiten durch jeweils einen Sprecher im Parlament, der allerdings kein Stimmrecht besitzt.

  Bei der Interpretation der statistischen Daten zur ethnischen Identität ist zu beachten, dass die Angaben ein verzerrtes Bild wiedergeben können. Besteht eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe wie es bei den Roma der Fall ist, so identifizieren sich Befragte weniger mit dieser Gruppe. Die tatsächliche Zahl wird auf mindestens 6 % der Bevölkerung geschätzt.

Roma

    Die ungarisch sprachigen Roma machen als ethnische Minderheit den größten Anteil aus. Ähnlich wie in anderen Ländern Südosteuropas liegt vermutlich auch in Ungarn der Bevölkerungsanteil der Roma höher als die offiziell angegebenen 3 Prozent. Experten gehen von 4 bis 6 Prozent der Bevölkerung aus. Das heißt es leben derzeit zwischen 300.000 und 600.000 Roma in Ungarn.

    Bei der Interpretation der statistischen Daten zur ethnischen Identität ist zu beachten, dass die Angaben ein verzerrtes Bild wiedergeben können. Ist die Zugehörigkeit zu einer Gruppe wie es bei den Roma der Fall ist, identifizieren sich Befragte weniger mit dieser Gruppe. Die tatsächliche Zahl wird auf mindestens 6 % der Bevölkerung geschätzt

Deutschsprachige Minderheit

    Die deutschsprachige Minderheit steht in Ungarn zahlenmäßig an zweiter Stelle. Die Ungarndeutschen werden oft auch als Schwaben, bzw. Donauschwaben bezeichnet,

    Nach dem ersten Weltkrieg verliert Ungarn große Teile seiner Gebiete, unter anderem auch Siebenbürgen. Da diese Gebiete besonders stark von deutschen Siedlern erschlossen waren, verlor Ungarn somit einen großen Teil der Ungarndeutschen. Von den vormals knapp zwei Millionen in Ungarn lebenden Deutschen schrumpfte die Anzahl auf gut 500.000. Weiterhin wurden nach dem Zweiten Weltkrieg viele Ungarndeutsche zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt, oder in Ungarn nach Entnazifizierungsverfahren enteignet, entrechtet und nach Deutschland vertrieben. Bei der Volkszählung im Jahr 2011 bezeichneten sich knapp 200.000 Personen als Ungarndeutsche.

Ungarn als Minderheiten im Ausland

    Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Auflösung Österreich-Ungarns verlor Ungarn im Friedensvertrag von Trianon zwei Drittel seines Staatsgebietes an die Nachbarstaaten. Als Folge des Vertrags von Trianon leben seit 1918 große ungarische Minderheiten in den Nachbarstaaten, insbesondere in Rumänien (knapp 7% der Gesamtbevölkerung),  in der Slowakei (9% der Bevölkerung) und in  Serbien (in der nord-serbischen Provinz Vojvodina). Die Art der Minderheitenpolitik Rumäniens und der Slowakei lieferten in den vergangenen Jahren immer wieder Zündstoff für politische Konflikte. 1996 vereinbarten Rumänien und Ungarn gegenseitigen Minderheitenschutz.

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Redakteur: Jan Schaller
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