Wiederbelebung schöner alter Melodien

         Der Kulturverein deutschsprachiger Frauen Brücken Marburg bereitete seit einiger Zeit eine kulturelle Jubiläumsveranstaltung „170 Jahre Theater in Marburg“, nämlich als Erinnerung an die 170 Jahre, als die Einweihung des neu erbauten, ersten echten Theatergebäudes in Marburg am 20. Januar 1852, das damals 850 Plätze hatte. 12 Jahre später wurde der vordere Teil – der Empfangsbereich, das Theaterfoyer und im ersten Stock das Casino – Repräsentationssaal – gebaut, der sofort zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der damals überwiegend deutschen wohlhabenden Schicht wurde. Im Jahr 1907 wurden das Theater und das Casino auch elektrifiziert.

      Vorher gab es in Marburg kein richtiges Theater. Seit 1785 wurde der Viktringer Hof gelegentlich von reisenden Theatertruppen für Theateraufführungen genutzt. Im Jahr 1806 verbot aber der Besitzer die Theateraufführungen wegen der Brandgefahr. Damals gab es noch keinen Strom, der Saal wurde mit Petroleumlampen beleuchtet.

  Von 1811 bis 1851 diente die verlassene Heiliger-Geist-Kirche neben dem Krankenhaus auf dem heutigen Slomšek-Platz als Notfalltheater. Die verlassene Kirche war nur eine Notlösung, denn der Eingang zum Theater befand sich direkt neben dem Leichenraum des Krankenhauses. Die letzte Vorstellung in diesem Not-Theater fand in der Silvesternacht 1851 statt. Nach dem Abriss von drei Gebäuden wurde an dieser Stelle ein neues Postgebäude im Neorenaissance-Stil errichtet, das noch heute den Slomšek-Platz schmückt.

   Kehren wir zurück zum Konzert anlässlich des 170. Jahrestages der Uraufführung der Oper Martha im Theater im Marburg. Friedrich von Flotows romantisch-komische Oper Martha mit dem Untertitel Der Jahrmarkt von Richmont war die am häufigsten aufgeführte Oper in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Vier Jahre nach der Uraufführung war Oper Marta am 20. Januar 1852 die Eröffnungsaufführung des neuen Theaters in Marburg durch die Gastspieltruppe von Franz Thomet aus dem nahen Graz. Martha gilt als die zweite Oper, die in Marburg in ihrer Gesamtheit aufgeführt wurde, die erste war Bellinis Norma.

      Am Sonntag, den 27. November, präsentierten Mitglieder des Vokalateliers Robert Stolz und des Hugo Wolf Kammerchors im 158 Jahre alten Casino-Saal des Theaters in Marburg einige der berühmtesten Melodien aus der Oper Martha. Dora Ožvald (Sopran), Barbara Juteršek (Mezzosopran), Bogdan Stopar (Tenor), Blaž Stajnko (Bassbariton) und die Sänger des Hugo-Wolf-Kammerchors sangen fünf Lieder aus dieser Oper und versetzten uns mit dieser ewigen Musik in die Zeit der schönen klassischen Musikmelodien zurück, die damals im neuen Theater von Marburg so gerne gehört wurden.

      Im zweiten Teil des Konzerts hörten wir die zeitlosen Melodien von Robert Stolz. Das Vokalatelier Robert Stolz wurde nämlich gegründet, die Kompositionen von Robert Stolz zu fördern, der sich mit einem Vermächtnis von 60 Operetten, 100 Filmmusiken und über 2000 populären Liedern einen Namen in der Weltgeschichte der Operetten- und Filmmusik gemacht hat. Aber nur wenige wissen, dass die professionelle Musikkarriere von Robert Stolz in Marburg begann, als er 1899 zum ersten ständigen Dirigenten des Marburger Theaters wurde und nach drei Jahren mit einer modifizierten Version des berühmten Liedes “Marburg so grau, so grau, so grau” von Marburg Abschied nahm.

      Im dritten und letzten Teil des Konzertes überraschten die Solisten und der Chor mit einigen der bekanntesten und beliebtesten Melodien aus Opern und Operetten, die das Marburger Musikpublikum in den letzten 170 Jahren mit reichlichem Applaus auszeichnete. So hörten wir in der Darbietung der Sopranistin Renata Krajnc zuerst aus My Fair Lady, I could have danced tonight und Lippen schweigen aus der Operette Lustige Witwe, wo Renata Kranjc von Bogdan Stopar begleitet wurde. Der Höhepunkt des Konzerts war die Arie Habanera aus der Oper Carmen, gesungen von Barbara Juteršek und dem Chor, es folgte wunderschöne Melodie Schöne Nacht, o Liebesnacht aus Hoffmanns Erzählungen, gesungen von Dora Ožvald und Barbara Juteršek, im Begleitung des Kammerchors.

       Alle Interpreten wurden für ihre hervorragenden Darbietungen mit einem langen Applaus belohnt. Der Applaus wurde auch Tomaž Zamuda für seine Begleitung am Klavier und natürlich dem künstlerischen Leiter Aleš Marčič gewidmet.

   Und da der Beifall nicht aufhörte, mussten die Interpreten noch einen musikalischen Leckerbissen hinzufügen, das war dann das ewige Trinklied aus der Oper La Traviata. Und so starteten wir mit einem Trinklied in die weihnachtliche Stimmung.

Text von Jan Schaller

Foto Marko Leljak

IMPRESSUM:

E-Mail: steiermark.stajerska@gmail.com
Redakteur: Jan Schaller
Ein Unabhängiges Autorenprojekt des
Kulturvereines deutschsprachiger Frauen »Brücken«
Marburg an der Drau/ Maribor

Die Beiträge der Autoren und Autorinnen der Webseite Steiermark-Stajerska müssen nicht der offizielle Meinung des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten entsprechen.

SPONSOR:

© 2022. Alle Rechte vorbehalten

Priloga-3