Auf Einladung des slowenischen Kultur-Informationszentrums in Wien hat der Hugo Wolf Kammerchor in Rahmen der zahlreichen Adventkonzerte in Wien die slowenisch-österreichische Kultur mit dem Komponisten Hugo Wolf, der auch eine Zeit in Marburg studierte, aber den größten Teil seines Lebens in Wien verbracht hat, wo er auch gestorben und begraben ist, in besonderer Weise mit Musik verbunden.
Der Große Karlsplatz vor der zentralen Karlskirche in Wien ist die meiste Zeit wenig belebt, aber im Advent ist er voll mit kleinen Kiosken und Ständen, der Glühwein, Punsch, vielen Köstlichkeiten und Natur-Kunsthandwerken. Am Vorabend des Konzertes am Donnerstagabend war der Platz voll, und der Bereich vor der Kirche und sogar die Treppen selbst waren voll von jungen Leuten, die die Adventstände lautstark besuchten. Ungewöhnlich für eine Kirche.
Das Konzert in der Wiener Karlskirche war nicht nur ein Konzert, sondern auch ein vorweihnachtliches Beisammensein – ein Geschenk an alle Bekannten des slowenischen Kulturzentrums in Wien, wie der Leiter des Zentrums Aljaž Arih, der Hauptorganisator des Konzertes, der zu Beginn sprach und mit den Worten schloss: “Wir wünschen uns alle gemeinsam den Frieden für alle, besonders heute, weil dieser Frieden für uns gerade heute so notwendig ist.“
Vor dem Beginn des Konzertes wandten sich noch der Rektor der Karlskirche, Dr. Marek Pučalik und der slowenische Botschafter in Wien, Aleksander Geržina, mit einer sehr persönlichen Ansprache an die Versammelten: „Ich bin besonders stolz darauf, dass wir uns wieder in so großer Zahl getroffen haben, diesmal zu einem Konzert in der Wiener Karlskirche. Ich freue mich besonders, dass wir unter uns den zweisprachigen Hugo Wolf Chor haben, der unsere lange gemeinsame Heimat repräsentiert, denn Hugo Wolf verbindet uns auch heute noch. Gleichzeitig bin ich stolz, dass wir unsere deutschsprachige Minderheit, die ein Teil der Geschichte Slowenien ist, in Wien präsentieren können; sie ist heute das Bindeglied zwischen den beiden Nationen, und darauf sind wir besonders stolz.“
Das Konzert selbst, auf das sich die Sängerinnen und Sänger seit dem Frühjahr vorbereitet hatten, gliederte sich in drei Teile. Der erste Teil war dem 120.torestag von Hugo Wolf gewidmet. Sie sangen drei seiner bekanntesten Kompositionen: Einkehr, Ergebung und Im stillen Friedhof. In diesem ersten Teil des Konzertes hörten wir auch O Lux Beata Trinitas von Andrej Makors und die erst kürzlich uraufgeführte Melodie von Ambrož Čopi „Zerstöre nicht alle Brücken“, die auf einem Text von Vladimir Čerkes basiert.
Im zweiten Teil des Konzertes präsentierten sich die Sängerinnen und Sänger des Hugo Wolf-Kammerchors unter der Leitung von Chorleiter Aleš Marčič auf dem Kirchenchor mit bekannten Weihnachtsliedern, begleitet von Organist Jernej Mazej, teilweise mit den Chorsolisten Dora Ožvalt, Sopran, Bogan Stopar, Tenor und Blaž Stajnko, Bassbariton.
Den letzten Teil des Konzertes sang der Chor noch einmal vor dem Publikum, auf den Stufen zum Kirchenaltar. Es folgte eine weihnachtliche Reise durch mehrere Länder. Zuerst Advent- und Weichnachtslieder vom deutschen Komponisten Max Reger, gefolgt von der bekannten spanischen Melodie Vamos Pastorcillos, dem Ukrainischen Lied Ščedrik/Shchedryk, und der slowenischen Melodie von France Gačnik Ko so pastirji (Wenn es Hirten gibt). Nach dem begeisterten Beifall des Publikums zu jeder einzelnen, angenehm zu hörenden und hervorragend gesungenen Melodien, bendete Chopins December keep und Charles Villiers Stanfords The Blue Bird ein überaus gelungenes Adventkonzert.
Da es in der Kirche während des Konzertes ziemlich kalt war, lud der Veranstalter, das Slowenische Kultur und Information Zentrum in Wien, die Zuhörer nach dem Konzert zum Glühwein und typisch slowenischen Süßspeisen vor dem Eingang in die Kirche ein. Zuerst wurde die typische slowenische Potica aufgegessen.
Die Vormittagsprobe am nächsten Tag, am Freitag, wurde gleichzeitig in einen Wienrundgang eigebunden. Sie sangen Weihnachtslieder auf den Sttrassen mitten in Wien und vor der Domkirche St. Stephan, dem Stefansdom, und überraschten damit viele Passanten, denen sie den Tag verschönernden.
Aber auch das war noch nicht das musikalische Ende. Bei einem Rundgang durch das Innere des Stefansdoms hörten wir ganz zufällig ein kurzes Orgelkonzert, offenbar eine Generalprobe für das abendliche Orgelkonzert in dieser Kirche, auf das schon Plakate vor der Kirche aufmerksam gemacht haben. Leider kamen wir nicht in den Genuss dieses musikalischen Orgelkonzertes, da wir ja schon nachmittags mit dem Bus wieder zurück nachhause führen.
Und die Fahrt von Wien zurück nach Maribor war fast zu kurz, um all die Erinnerungen an das Singen des Hugo Wolf Kammerchors in Wien aufzurufen. Und alle Teilnehmer waren sich einig das das eine großartige Erinnerung ist und sie alle stolz auf ihren Auftritt in der Wiener Karlskirche sein könnten, weil ja nur die Besten eingeladen werden.
Text und Foto von Jan Schaller
KARLSKIRCHE IN WIEN
Die Karlskirche in Wien ist ein bedeutendes Bauwerk der europäischen Barock Architektur, das symbolisch das Streben der Habsburger nach einem Weltreich unterstreicht, weshalb bei ihrem Bau auch architektonische Elemente aus der klassischen Antike verwendet wurden. Im Jahr1713, ein Jahr nach der letzten großen Pestepidemie, versprach Karl VI (1685-1740), der von 1711 bis zu seinem Tod 1740 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war, den Bau einer neuen Kirche in Wien, die er nach seinem gleichnamigen Namenspatron Karl Borromäus benannte, der damals als Heiler von Pestkranken verehrt wurde.
Mit dem Bau der Karlskirche wurde 1714 begonnen, entworfen von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Zum Zeitpunkt seines Tores war sie noch unvollendet. Der Bau der Karlskirche wurde 1939 von seinem Sohn Joseph Emanuel nach teilweise geänderten Plänen vollendet, nur ein Jah vor dem Tode des Kaisers Karl VI. Zur Zeit ihrer Erbauung hatte die Kirche einen direkten Blick auf die Hofburg und war bis 1918 auch die Pfarrkirche der österreichischen Kaiser.