21. VLÖ- Volksgruppensymposium in Laibach

Im Bild v.l.n.r.: Ges. Mag. Werner Senfter; VLÖ-Präsident Ing. Norbert Kapeller; 3. VLÖ-Vizepräsident Kons. Manfred Schuller; Botschafterin Mag. Elisabeth Ellison-Kramer; 4. VLÖ-Vizepräsident Karl Putz; 2.VLÖ-Vizepräsident OStR Prof. Mag. Gerhard Schiestl
  1. VLÖ- Volksgruppensymposium in Laibach

       In Erweiterung der Volksgruppensymposien von 2018 und 2021 wurde heuer von 6. bis 9. Oktober in Laibach der 21. VLÖ-Volksgruppen Symposium, unter der Leitung von VLÖ-Präsidenten Ing. Norbert Kapeller ausgeführt.

      Die Vertreter der deutschsprachigen Volksgruppen in Staaten der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie und Vertriebenen Vereine in Österreich waren am Anfang sehr überrascht, dass Slowenien das einzige Land der ehemalige KuK Monarchie ist, wo die autochthone deutschsprachige Volksgruppe noch immer nicht amtlich anerkannt ist.

      An Anfang der Tagung in Laibach hat die österreichische Botschafterinin Laibach Mag. Elisabeth Ellison-Kramer den Angehörigen des Symposiums die aktuelle Situation in Slowenien erklärt „Anerkennung der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien ist für slowenische Politik ein sehr schwieriges Thema, trotz dem, dass Österreich der wichtigste Investor in Slowenien ist und so was für österreichische Verhältnisse nicht verständlich ist“.

Es folgte eine Power Point Präsentation über geschichtliche Einwanderung von Deutschen im 10. Jahrhundert auf die Gebiete, wo heute Slowenien liegt, das aber damals unter Bajuwarischer Herrschaft war. Es wurden auch Gebiete erklärt, wie Bischoflack, Abstallerfeld oder Gottscheer Gebiet, die lange nur von deutschsprachiger Bevölkerung bewohnt waren und so kein Zweifel an der autochthonen deutschsprachigen Volksgruppe besteht.

     Im Hauptthema des Symposiums „Wie kann Österreich zum Erhalt der deutschen altösterreichischen Volksgruppen beitragen“ sagte der VLÖ-Präsident Ing. Norbert Kapeller „das gemeinsame Schicksal der Heimatvertriebenen muss jetzt den Heimatgebliebenen gewidmet werden. Wir müssen die verbliebene unterstützen, helfen und besonders denen beim Aufbau der zweisprachige Kindergarten und Muttersprachlichen Grundschulen helfen, weil sonst die deutschsprachige Volksgruppe in jüngeren Generationen verschwinden wird. Wir müssen die deutsche Kultur und Geschichte an Jugend weiterleiten, sonst wird die Minderheit mit Alten Generation erlöschen, aber wir wollen ja die Sprache und  kulturelle Identität der deutschsprachigen Volksgruppe bewahren.“

       Nachmittags haben wir einen schönen Film über Gottscheer gesehen “Gottscheabar Lont“ der in Gottscheer Sprache vorbereitet wurde und mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt wurde.

 Ja natürlich mussten wir auch Altstadt von Laibach besichtigen und nebenbei haben wir auch „Schweigerhaus“ besucht, wo der Sitz des Dachverbandes der Kulturvereine der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien ist, und dort hat uns auch Präsident dieses Dachverbandes Christian Lautischer empfangen.

Am nächsten Tag, am Samstagmorgen, sind wir mit dem Bus in das Gottscheer Gebiet gefahren. Die einstündige Fahrt dahin haben wir ausgenutzt für die Geschichte der Gottscheer. Univ. Prof.  Mag. Hermann Leustik hat uns erklärt, dass die Kärntner Grafen von Ortenburg um 1330 aus heutigem Kärnten und Südtirol auf die 860 km2 völlig unbewohnten bewaldeten Territorium deutschsprachige angesiedelt haben. Diese Gottscheer deutschen haben bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhundert 177 Siedlungen gegründet in denen bis 28.000 Gottscheer lebten, als geschlossene Sprachinsel, die ihre Sprache bis heute in Form eines mittelalterlichen Dialekts aus dem 14. Jahrhundert beibehielten.

       Als erstes Ziel war am Samstag Besuch des Gottscheer Altsiedler Vereins im Kulturhaus in Krapflern/Občice, wo uns der Ehrenpräsident Hans Jaklitsch und Urška Kop begrüßten. Und die Teilnehmer, die bis jetzt nichts sagten, wurden auf einmal sehr lebendig, wo sie mit Herr Jaklitsch anfingen, gottscheerisch zu sprechen. Auch die Begrüßungsrede von Herr Jaklitsch war auf Gottscheerisch. Für die meisten nicht ganz verständlich, aber wir haben gesehen, dass diese deutsche Sprache aus 14. Jahrhundert noch immer lebendig ist.

    Wir fuhren dann durch den Hornwald, zuerst zur Gedächtnisstätte in das ehemalige Partisanenbasislager Kočevski rog-Baza 20 und dann weiter durch denn fast „Urwald“, mit dem Bus auf dem engen Forstweg zur Gedenkstätte Jama pod Krenom. In diese Karstgrotte und vielen anderen in der Umgebung wurden nach dem Zweiten Weltkrieg tausende Deutsche, Domobranci, Četniki und Ustaši als Vergeltung für den Krieg außergerichtlich umgebracht.  Alljährliches Gedenkgottesdienst bei der Jama pod Krenom ist eine symbolische Erinnerung an alle diejenigen, die noch immer in 600 Massengräbern in Slowenien liegen. Mit einer Kranzniederlegung würdigten wir die in unmenschlichen Umständen zu Tode gekommenen Opfer.

      Als wir mit Bus aus dem Hornwald kamen, waren wir schon in Gottschee, wo wir zuerst die Stadtpfarrkirche besichtigten.  Mihael Petrovič erklärte uns detailreich über die Kirche, dann auch im Heimatmuseum die ganze Geschichte von deutschen in Gottschee.  Er zeigte uns auch die renovierte deutsche Kirche in Mitterdorf/Stara cerkev, die wir uns auch angeschaut haben. Schon am Heimweg besichtigten wir noch Friedhof in Altlag/Stari Log, wo wir auch ein Kranz niederlegten als Erinnerung an beerdigte Gottscheer. Hermann Leustik zeigte uns auch das Grab seiner Familie-Vorfahren und erklärte uns auch die Geschichte seiner Familie, wie die ihre Heimstätte verlasen müsste. In Bus, bei der Rückfahrt, erklärter uns Hermann Leustik noch wo früher Gottscheer Dorfer standen, aber wir haben nur noch Baume und Wald gesehen, weil diese Orte ja alle verbrannt und vernichtet wurden. An einige ehemalige Orte erinnern am Straßenrand Gedenktafeln, wie die im Langenton/Smuka, die vier-sprachig ist, in Slowenisch, Gottscheerisch, Deutsch und English. So kann jeder die Geschichte der fast ausrotteten deutschen Gottscheer verstehen.

„Der VLÖ sieht es als eine seiner Hauptaufgaben an, künftig für die Belange und Sicherung der deutschen altösterreichischen Volksgruppen in Ostmittel und Südosteuropa tätig zu sein und dazu seinen Beitrag zu leisten, dass diese in organisatorischer Hinsicht die Unterstützung erfahren, die notwendig ist, um auch künftig in ihren Ländern  Präsenz zu zeigen, sich weiterzuentwickeln und dabei mithelfen, das oft jahrhundertealte kulturelle Erbe auch für die weitere Zukunft abzusichern,“ beendete die Tagung in Laibach der VLÖ-Präsident Ing. Norbert Kapeller und bedankte sich bei allen Teilnehmern.

Text und Foto: Jan Schaller

Im Bild v.l.n.r.: Ges. Mag. Werner Senfter; VLÖ-Präsident Ing. Norbert Kapeller; 3. VLÖ-Vizepräsident
Kons. Manfred Schuller; Botschafterin Mag. Elisabeth Ellison-Kramer; 4. VLÖ-Vizepräsident Karl Putz; 2.VLÖ-Vizepräsident OStR Prof. Mag. Gerhard Schiestl

Foto 1. Empfang im Kulturhaus des Gottscheer Altsiedler Vereins in Krapflern/Občice,

Foto 2. Die Karstgrotte im Jama pod Krenom

Foto 3. Kranzniederlegung beim Denkmal für ermordete Gottscheer

Foto 4. Die Pfarrkirche St. Fabian in Gottschee

Foto5.  Ein Originalexponat in Heimatmuseum in Gottschee, sehr selten

Foto 6: Friedhof im Altlag/Stari Log mit alten deutschen Grabsteinen

 

 

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